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"Arbeitserziehungslager Heddernheim" (PE)

Arbeitserziehungslager Heddernheim
  • 22. Politischer SonntagSpaziergang:
    "Arbeitserziehungslager Heddernheim" (Presseerklärung)
  • am Sonntag, 17. September 2023,
  • von 13:00 Uhr (.. 15:00 Uhr)
  • Treffpunkt
    auf dem Walter Möller-Platz, 60439 Frankfurt am Main (Nordwestzentrum)
    (U-Bahn U1+U9, "F-Nordwestzentrum").
  • Öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung
Arbeitserziehungslager Heddernheim (Einladung)

"Arbeitserziehungslager Heddernheim"
 

In der Zeit des Deutschen Faschismus bestand im Frankfurter Stadtteil Heddernheim vom 01. April 1942 bis 18. März 1945 ein von der Geheimen Staatspolizei (GeStaPo) geführtes Arbeitserziehungslager. Das Arbeitserziehungslager Heddernheim war in der Zeit des Faschismus das einzige Arbeitserziehungslager in Frankfurt am Main. Es befand sich in der ausgehobenen Lehmgrube einer ehemaligen Ziegelei am nördlichen Rande des Frankfurter Stadtteils Heddernheim an der Ecke Oberschelder Weg/Zeilweg.
Insgesamt etwa 10.000 Deutsche und Ausländer, fast ausschließlich Männer, waren hier interniert. Sie stammten überwiegend aus den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern und leisteten Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie oder anderen Industriezweigen, in Gewerbebetrieben, in der Landwirtschaft, bei der Reichsbahn oder bei der Stadtverwaltung. Gesichert ist, daß mindestens 60 Frauen als Sträflinge in diesem Lager waren.
Offizielle Gründe für die Einweisung waren häufig angebliche Nichterfüllung der Arbeitspflicht oder Verstöße gegen erniedrigende Vorschriften, denen insbesondere Zwangsarbeiter aus Osteuropa unterworfen waren. Oft vollzog die GeStaPo die Einweisung aufgrund einer Denunziation.
Zu den Gefangenen zählten auch Deutsche, darunter Juden, Insassen des Polizeigefängnisses, Regimegegner, sowie unangepaßte Jugendliche.
Ein Apellplatz mit Wachturm, sowie ein sogenannter Bunker dienten der Bewachung, Einschüchterung oder Bestrafung. Drei Baracken, für 180 Personen geplant, waren zeitweilig mit über 400 Gefangenen belegt. Sie mußten in Sträflingskleidung wochen- oder monatelang bei unzureichender Ernährung Schwertsarbeit leisten, meist außerhalb des Lagers für verschiedene Unternehmen.
In Anspielung auf eine berüchtigte französische Strafkolonie hieß das Lager bei der Bevölkerung "Cayenne". Tatsächlich aber herrschten hier einem Konzentrationslager ähnliche Haftbedingungen. Fesselungen oder brutale Mißhandlungen kamen täglich vor und mancher der Häftlinge hat die Tortur der Straferziehung nicht überlebt. Auch fanden im Lager mehrfach Hinrichtungen statt. Viele Insassen wurden vom Arbeitserziehungslager schließlich in ein Konzentrationslager deportiert. Im März 1945 wurden die Häftlinge auf einen Evakuierungsmarsch in Richtung des Konzentrationslagers Buchenwald gezwungen, der bis zum Vogelsberg gelangte.
Der Sieg der Alliierten über das "Dritte Reich" beendete dieses grausame Kapitel faschistischer Herrschaft auf dem Boden der Stadt Frankfurt am Main.
Seit 1986 erinnert eine kleine Gedenkstätte an die Existenz des Lagers.

Arbeitserziehungslager Heddernheim (Einführung)

(1/3) Max-Kirschner-Weg
Dr. Max Kirschner (1886 bis 1975),
1886 geboren in München,
1919 niedergelassen in F-Heddernheim als praktischer Arzt
     mit Praxis in der Heddernheimer Landstraße,
wegen seiner jüdischen Abstammung Entzug der Approbation durch die Nazis,
zeitweise Verschleppung ins KZ Buchenwald,
1938 emigrierte mit seiner Familie über England in die USA,
2004 erschienen seine Erinnerungen unter dem Titel:
     "Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit".
Max Kirschner ist ein deutscher Jude, geboren 1886 und aufgewachsen in München;
er dient "seinem Vaterland" als Sanitätsoffizier im Ersten Weltkrieg, wofür ihm das Eiserne Kreuz verliehen wird, das er mit Stolz trägt;
arbeitet lange Jahre als Arzt in Frankfurt am Main - bis der Faschismus in Deutschland auch dieses Leben von Grund auf verändert:
Dem Entzug der Approbation folgt der Transport ins Konzentrationslager Buchenwald, der Verlust allen Eigentums, aller sozialen Wurzeln.
Kirschner flieht 1938 mit seiner Familie nach England, emigriert in die Vereinigten Staaten.
Dort beginnt er mit über 50 Jahren noch einmal von vorn, studiert noch einmal, erhält die neue Staatsbürgerschaft, baut eine Praxis auf und lernt dort endlich wieder das Glück des Lebens kennen - mit seinen Kindern und vielen Enkeln.
Max Kirschner ist nie wieder nach Deutschland zurückgekommen, und seine Erinnerungen hat er in englischer Sprache geschrieben.
"Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit" ist ein ergreifendes Dokument, ein einfacher, auf jede Ausschmückung verzichtender Blick auf eine Existenz, die eine jüdische, deutsche und amerikanische war, ein Bericht, der von der Kraft eines Mannes erzählt, der sich sein Leben nicht nehmen ließ.

Arbeitserziehungslager Heddernheim (Dr. Max Kirschner)

(2/3) Ludwig-Reinheimer-Straße
Dr. Ludwig Reinheimer (1894 bis 1945),
am 26 Apl 1894 geboren in Landstuhl (Pfalz),
ab 1913 Medizinstudium in Heidelberg,
am 28 Mrz 1920 Abschluß mit sehr gutem Examen,
1921 Promotion,
1914 bis 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg, ausgezeichnet mit dem Verwundetenabzeichen in Schwarz,
Apl 1920 bis Mrz 1921 Volontär bei Professor Dr. Ludloff, Orthopädische Klinik Friedrichsheim in F,
ab 15 Mrz 1921 Assistent im Gesundheitsamt,
ab 1923 Stadtarzt im Stadtgesundheitsamt,
ab 01 Apl 1928 Beamter,
1935 zwangsweise Ruhestand,
nach 09 Nov 1938 vier Wochen KZ Buchenwald.
Nach seiner Heirat mit einer Christin lebte er mehr als 14 Jahre
     in der Niersteiner Straße 17,
     danach Zwangsumzüge in die Eschersheimer Landstraße 405 und
     in die Roseggerstraße 17,
     hier wohnte er vom 01 Apl 1939 bis 13 Fbr 1943.
Am 13 Fbr 1943 Verhör bei der GeStaPo in der Lindenstraße,
     von dort Gefängnis Klapperfeldstraße,
     dann Arbeitserziehungslager Heddernheim,
am 18 Spt 1944 deportiert ins KZ Flossenbürg,
1945 vermutlich im KZ Flossenbürg ermordet.

Arbeitserziehungslager Heddernheim (Dr. Ludwig Reinheimer)

(3/3) Franziska-Kessel-Straße
Franziska Kessel (1906 bis 1934),
am 06 Jan 1906 geboren in Köln,
nach Besuch der Volks- und Fortbildungsschule Köln Lehre als Verkäuferin,
später Arbeit in diesem Beruf,
1920 bis 1928 Mitglied im Zentralverband der Angestellten (ZdA),
ab 1928 Mitglied des Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs,
ab 1921 Sozialistische ArbeiterJugend,
1923 Austritt wg reformistischer Politik,
1925 bis 1926 Internationaler Sozialistischer Kampfbund,
ab 1928 KPD,
1930 ein Jahr Gefängnis wg kommunistischer Betätigung,
1931 Leiterin der Frauenabteilung der KPD-Bezirksleitung Hessen-Frankfurt,
zeitweilig Dienst- und Kindermädchen im Haushalt
     der Politikerin Erika Buchmann und
     des KPD-Reichstagsabgeordneten Albert Buchmann,
Jli 1932 bis Mrz 1933 Frankfurter Reichstagsabgeordnete der KPD,
ab 1933 Instrukteurin im KPD-Bezirk Hessen-Frankfurt,
     Kontakt mit einer Vielzahl von Ortsgruppen der KPD im Untergrund,
     um diese auf die Kampfbedingungen in der Illegalität vorzubereiten,
Jni 1933 Antifaschistischer Arbeiterkongreß Europas im Pleyel-Saal in Paris
     mit Augenzeugenberichten über den Nazi-Terror
     gegen die deutsche Arbeiterbewegung,
04 Apl 1933 verhaftet in Bad Nauheim,
am 17 Nov 1933 wg "Vorbereitung zum Hochverrat" drei Jahre Zuchthaus
     durch OLG Da,
am 16/17 Apl 1934 von den Nazis zu Tode misshandelt
     in der Zuchthausabteilung des Landgerichtsgefängnisses Mainz
     in der Diether-von-Isenburg-Straße.

Arbeitserziehungslager Heddernheim (Franziska Kessel)

 
Einführung
 

Das muss drin sein. Politisch - Aktuell - Konkret.
Mit den Menschen - im Stadtteil - auf der Straße.
Arbeit und Beruf - Frieden und Abrüstung - sozial und gerecht: Das muss drin sein.
DIE LINKE. HEDDERNHEIM NIEDERURSEL
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Das "Arbeitserziehungslager Heddernheim" (Einführung)
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